• Gesamtbezüge der DAX-Vorstandsvorsitzenden stagnieren 2012 − Regulierung greift
  • DCGK-Vorschläge für Vergütungsobergrenzen und optimierten Vergütungsausweis machen Deutschland zum weltweiten Corporate Governance Vorbild
  • Analyse „hkp/// Geschäftsberichtsauswertung Vorstandsvergütung DAX 2012“ 

Frankfurt am Main, 26. März 2013. Die Bezüge der Vorstandsvorsitzenden der größten börsennotierten Unternehmen Deutschlands haben im Geschäftsjahr 2012 stagniert. So beläuft sich die durchschnittliche Direktvergütung (Grundvergütung plus ein- und mehrjährige variable Vergütung) eines DAX-Konzernlenkers auf rund 5,02 Mio Euro. Dieser Wert entspricht einem Rückgang von -0,5 Prozent gegenüber 2011 und bedeutet nach den zwei vorangegangenen Geschäftsjahren mit jeweils steigenden Vergütungen wieder eine gegenteilige Entwicklung (wie auch schon 2008 und 2009). Gleichzeitig sind die Unternehmensgewinne (Gewinn nach Steuern) 2012 gegenüber dem Vorjahr um 5,1 Prozent gestiegen.

Die Stagnation bei den absoluten Vergütungswerten geht einher mit der weiteren Reduzierung des traditionellen Jahresbonus zugunsten der mehrjährigen variablen Vergütung. 2012 sind zwei Drittel aller variablen Bezüge langfristiger Natur. Sie unterliegen über die nächsten bis zu vier Jahre einem Auszahlungsrisiko, das vom Erreichen anspruchsvoller Unternehmensziele abhängig ist.

Die Vergütungsspitze im DAX bildet wie schon im Vorjahr der Vorstandsvorsitzende von Volkswagen mit 12,82 Mio Euro, dessen Unternehmen zugleich einen neuerlichen Gewinnrekord für DAX-Unternehmen erzielt hat. Dieser Vergütungswert entspricht nach aktuellem Stand der veröffentlichten Vergütungsberichte dem Höchstwert in Europa; im Vergleich mit aktuellen US-amerikanischen Vergütungen liegt er unter dem Durchschnitt.

Zu diesen Ergebnissen kommt die Studie „hkp/// Geschäftsberichtsauswertung Vorstandsvergütung DAX 2012“ der Unternehmensberatung Hostettler, Kramarsch & Partner (hkp///). Die Analyse bezieht quantitative und qualitative Angaben der 30 DAX-Unternehmen zur Vorstandsvergütung ein.

Die Studienautoren sehen in der Entwicklung bei den Vergütungshöhen eine klare Trendwende. Für hkp/// Managing Partner Michael H. Kramarsch liegen die Ursachen dafür nicht zuletzt in der zunehmenden Transparenz im Vergütungsausweis begründet: „Das Mehr an Transparenz führt zu professionelleren Vergütungssystemen, einer größeren Zurückhaltung der Aufsichtsräte und einem stärkeren Druck von Öffentlichkeit und Aktionären in diesen Fragen. Auch ist der Aufholprozess bei den Vergütungen im internationalen Vergleich weitgehend abgeschlossen. Hinzu kommt, dass die regulatorisch bedingt stärkere Mehrjährigkeit in der Vergütung die Spitzen kappt und zu einer Verstetigung von Vergütungshöhen führt.“

Laut Studienautoren werden die von der Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex im Februar 2013 vorgeschlagenen Änderungen im Vergütungsausweis und für die Festlegung konkreter Vergütungsobergrenzen zu einer deutlich besseren Vergleichbarkeit und auch öffentlichen Akzeptanz von Vergütung führen. „Deutschland hätte erstmals eine echte Vergütungstransparenz und würde sich damit weltweit an die Spitze setzen“, ist hkp/// Managing Partner Michael H. Kramarsch überzeugt.

Vergütungsstrukturen: Nachhaltigkeit und Langfristigkeit etabliert

Die Festvergütung eines DAX-Vorstandsvorsitzenden in 2012 ist im Vergleich zum Vorjahr im Durchschnitt um 1,6 Prozent auf rund 1,28 Mio Euro gestiegen und damit dem Trend einer seit Jahren moderat steigenden Entwicklung gefolgt. Demgegenüber ist der Vergleichswert für den Jahresbonus (einjährige variable Vergütung) rückläufig. Er fällt auf rund 1,32 Mio Euro. Dies entspricht einem neuen Tiefstwert seit dem Beginn der individuellen Ausweispflicht für Vorstandsvergütungen im Jahr 2006. Bei Betrachtung der Bezüge, auf die der Vorstand sofort Zugriff hat (Festvergütung und Boni), ergibt sich zwischen 2006 und 2012 ein Rückgang um -15 Prozent.

Die durchschnittliche Höhe der mehrjährigen variablen Vergütung, die einem Vorstandsvorsitzenden im DAX in 2012 gewährt wurde, ist mit 2,41 Mio Euro (+0,6 Prozent) gegenüber dem Vorjahr stabil geblieben. Mehrjährige variable Vergütungsbestandteile machen damit fast zwei Drittel der variablen Bezüge eines Vorstandsvorsitzenden im DAX aus (65 Prozent).

 „In den letzten Jahren haben die Unternehmen die regulatorischen Vorgaben in der Ausgestaltung der Vergütungssysteme für den Vorstand konsequent umgesetzt und das Verhältnis kurzfristig zu langfristig komplett umgekehrt“, erläutert Studienautorin Regine Siepmann. Die hkp/// Managerin führt weiter aus: „2012 sind knapp zwei Drittel aller variablen Vergütungsbestandteile eines DAX-Vorstandsvorsitzenden langfristig orientiert und unterliegen damit die nächsten vier Jahre einem Auszahlungsrisiko. Sie lassen sich nur realisieren, wenn anspruchsvolle Unternehmensziele erreicht werden oder können auch ganz ausfallen.“

DAX-Vergütungen international wettbewerbsfähig − VW führendes Unternehmen in Europa

Nach Geschäftsberichtsangaben wird die Gruppe der Spitzenverdiener bei den Vorstandsvorsitzenden 2012 wie im Vorjahr von Volkswagen mit 12,82 Mio Euro Direktvergütung angeführt. Es folgen Daimler (8,15 Mio Euro), Siemens (7,84 Mio Euro) und SAP (7,01 Mio Euro). Am unteren Ende der DAX-Rangreihe finden sich die Vergütungen der Vorstandsvorsitzenden von Commerzbank (1,31 Mio Euro) und Lufthansa (2,12 Mio Euro).

Nach Vorlage von 36 Geschäftsberichten der 77 größten börsennotierten europäischen Unternehmen (STOXX® Europe 50 bzw. EURO STOXX 50®) nimmt Volkswagen damit aktuell auch auf europäischer Ebene die Spitzenposition ein, gefolgt von BP mit 11,98 Mio. Euro und Anheuser-Busch InBev mit 11,77 Mio. Euro, jeweils Direktvergütung für den CEO. Im Vergleich mit US-amerikanischen Unternehmen (Dow Jones Industrial-Index, DJIA30) ordnet sich der VW-Wert nach Stand der aktuellen Veröffentlichungen auf Platz 10 und damit unter dem Durchschnitt ein. Die vorläufig höchste Direktvergütung hier erhält 2012 der CEO von Walt Disney mit umgerechnet 28,25 Mio. Euro.

 DCGK Vorschläge als Chance auf erstmalige echte Vergütungstransparenz

Nach 2011 haben sich im aktuellen Betrachtungszeitraum die inhaltlichen Beschreibungen im Ausweis der Vorstandsvergütung in den Geschäftsberichten weiter verbessert. Dennoch: Die sich aus dem buchhalterischen Ansatz der gesetzlichen Vorgaben ergebenden Defizite für die Transparenz und Vergleichbarkeit von Vergütung werden in der Berichtssaison 2012 immer deutlicher, insbesondere bei ausbezahlten Werten, Langfristvergütungen und Altersversorgungszusagen.So sinkt mit der zunehmenden Langfristorientierung der Vergütung die Chance auf Vergleichbarkeit, zumal hier meistens die Gewährungs- bzw. Zielwerte und nicht die tatsächlichen Auszahlungen ausgewiesen werden. Hinsichtlich der Altersversorgung werden Rückstellungen der Unternehmen oft als Vergütungswert einer Pensionszusage verstanden, wenngleich diese Rückstellungen keinerlei Aussagewert dazu haben, sondern eine nicht zu entziffernde Mischung aus veränderten Bewertungsannahmen und Zinseffekten darstellen. Der konkrete Vergütungswert einer Altersversorgung muss dagegen bislang nicht ausgewiesen werden.

Die von der Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex (DCGK) im Februar 2013 vorgeschlagenen Änderungen für den Vergütungsausweis und die Festlegung konkreter Vergütungsobergrenzen kommen laut Studienautoren einem Paradigmenwechsel gleich.

„Werden diese Vorschläge Realität, dann sehen wir endlich die in einem Geschäftsjahr gewährten wie auch die tatsächlich gezahlten Vergütungen eines Vorstands. Und wir werden über die Darstellung von individuellen Vergütungsobergrenzen eine ungetrübte Sicht auf die Wirkung von Vergütungssystemen haben“, erläutert hkp/// Managing Partner Michael H. Kramarsch und ergänzt: „Dies stärkt die unternehmerische Verantwortung der mitbestimmten Aufsichtsräte. Die Verantwortung für die Vorstandsvergütung ausschließlich auf die Aktionäre zu verlagern, wie von der Regierungskoalition angedacht, wäre ein Angriff auf das deutsche Erfolgsmodell der zweigeteilten Unternehmens-Governance mit Vorstand und Aufsichtsrat und ein Rückfall auf amerikanischen Shareholder Value pur."

Autor Michael H. Kramarsch

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