Vergütung der Aufsichtsratsvorsitzenden in ATX-Unternehmen sinkt 2014 aufgrund von Index-Zusammensetzung und Mandatswechseln um rund 6 Prozent
 
Vergütungsniveau wird nach wie vor nicht der gestiegenen Aufgabenfülle, Verantwortung und Haftung gerecht
 
hkp/// Analyse „Aufsichtsratsvergütung ATX 2014“
 
Frankfurt am Main, 6. Juli 2014. Laut der Studie „Aufsichtsratsvergütung ATX 2014“ der Unternehmensberatung hkp/// group sind im zurückliegenden Geschäftsjahr die Gagen der Aufsichtsratsvorsitzenden in den führenden börsennotierten Unternehmen Österreichs (ATX-Unternehmen) im Vergleich zu 2013 um 6,4 Prozent gesunken. Der Rückgang resultiert zum Großteil aus Veränderungen in der Zusammensetzung des ATX-Börsenindex sowie Ämterwechseln. Die durchschnittliche Gesamtvergütung für einen Aufsichtsratsvorsitzenden in ATX-Unternehmen beträgt aktuell rund 60.155 Euro, nach 65.720 Euro in 2013. Diese Entwicklung steht im Gegensatz zu den Vergütungen der Vorstandsvorsitzenden dieser Unternehmen, die 2014 trotz sinkender Unternehmensgewinne um 4,7 Prozent gestiegen sind.
 
Im internationalen Vergleich liegen die Aufsichtsratsvergütungen der ATX-Unternehmen laut hkp/// Studie weiter sehr deutlich unter dem Durchschnitt. So belaufen sich die Vergütungen der Aufsichtsratsvorsitzenden in den europäischen Top-Unternehmen (77 Unternehmen der beiden Indices Euro STOXX 50 + STOXX Euro 50) 2014 auf im Durchschnitt 819.000 Euro. Das entspricht einem Rückgang von rund 12 Prozent gegenüber dem Vorjahr, im Wesentlichen verursacht durch einige markante Rückgänge bei den Schweizer Spitzenverdienern.
 
Die Spitze der Aufsichtsratsvergütungen in ATX-Unternehmen bildet wie auch schon 2013 der Aufsichtsratsvorsitzende von Erste Group mit aktuell 146.000 Euro Gesamtvergütung, mit deutlichem Abstand gefolgt von den Aufsichtsratsvorsitzenden von Voestalpine (rund 81.500 Euro) und OMV (77.200). Am Ende der aktuellen Vergütungsrangreihe für ganzjährig tätige Aufsichtsratsvorsitzende rangiert der Aufsichtsratsvorsitzende von Flughafen Wien mit rund 14.600 Euro. Die Spannweite der höchsten und niedrigsten Vergütungen für Aufsichtsratsvorsitzende in ATX-Unternehmen liegt damit bei rund dem Zehnfachen.
 
Abb.1: Vergütung Aufsichtsratsvorsitzende in ATX-Unternehmen 2014 [in Euro], siehe Dokument zum Download
 
Mit den ausgewiesenen Vergütungshöhen pro Mandat sind die Aufsichtsratsvorsitzenden in ATX-Unternehmen laut Studie weit von einer angemessenen Vergütung für Unternehmenskontrolleure weit entfernt. „Professionelle Kontrolle braucht eine professionelle und angemessene Vergütung, die dem zeitlichen Aufwand und der gestiegenen Verantwortung gerecht wird. Beides ist derzeit noch nicht zu erkennen“, erklärt hkp/// Managing Partner Michael H. Kramarsch. Für den Vergütungs- und Corporate Governance Experte erschöpft sich die Tätigkeit des Aufsichtsratsvorsitzenden nicht in einer reinen Kontrollfunktion. „Kein großes Unternehmensprojekt wird heute ohne Einbindung des Aufsichtsratsvorsitzenden realisiert. Daher sind Kontrolle und insbesondere die Strategiebegleitung zentrale Aufgabenfelder von Aufsichtsräten – dafür benötigt es erfahrene Experten auch aus dem Ausland“, so Michael H. Kramarsch.
 
Laut Studie machen derzeit die Vergütungen von Aufsichtsräten in ATX-Unternehmen nur einen Bruchteil der Vorstandsbezüge aus. Die Spanne zwischen den durchschnittlichen Bezügen der Aufsichtsratsvorsitzenden und Vorstandsvorsitzenden in ATX-Unternehmen liegt derzeit bei mehr als 26. „Ein Agieren auf Augenhöhe mit dem Vorstand wird dadurch schwierig“, schätzt hkp/// group Managing Partner Michael H. Kramarsch diese Diskrepanz in den Vergütungsniveaus von Vorständen und Aufsichtsräten ein.
 
Weiter geringer Erfolgsbezug in der Vergütung
Charakteristisch für die Aufsichtsratsvergütung in ATX-Unternehmen ist laut Studie der sehr geringe Anteil erfolgsorientierter Vergütung. So weist wie im Vorjahr nur Schoeller-Beckmann explizit eine solche Komponente für den Aufsichtsratsvorsitzenden aus. In allen anderen Unternehmen stützt sich die Vergütung von Kontrolleuren primär auf die feste Vergütung plus Sitzungsgelder und – soweit gewährt – auf die Ausschussvergütung.
 
Die hkp/// Studie verweist darauf, dass diese Art der Vergütung international durchaus üblich ist. Dennoch plädieren die Autoren für eine performance-abhängige Komponente in der Vergütung von Aufsichtsräten. „Es spricht vieles dafür, Aufsichtsräte in ihrer Rolle als strategischer Sparringspartner der Vorstände in einer langfristigen variablen Komponente mit Aktien zu vergüten. Diese Aktienpakete sollten für die Zeit der Mandatsausübung gehalten werden“, erläutert hkp/// group Senior Manager und Studienautor Dr. Björn Hinderlich. Aus seiner Sicht sind Aufsichtsräte geradezu prädestiniert, in einem zweistufigen Board System wie in Österreich zum Teil in Aktien vergütet zu werden. „Wem liegt die Entwicklung der nachhaltigen Wertschaffung des eigenen Unternehmens näher als den Aufsichtsräten in ihrer Rolle als Vertreter der Eigentümer?“, fragt der hkp/// group Vergütungsexperte.
 
Höhere Vergütungstransparenz, trotz weiterhin heterogenem Ausweis
Aus Sicht der Studienautoren erfreulich ist die erhöhte Vergütungstransparenz. Nachdem in den zurückliegenden Geschäftsjahren verschiedene Unternehmen der verpflichtenden UGB-Vorgabe nach individuellem Vergütungsausweis für ihre Mitglieder im Aufsichtsrat nicht entsprochen haben, kommen nunmehr erstmals alle ATX-Unternehmen dieser Grundanforderung der Kapitalmarktkommunikation nach.
Allerdings erfolgt die Veröffentlichung der Aufsichtsratsvergütungen weiterhin sehr heterogen. Immer noch weisen beispielsweise 10 ATX-Unternehmen nicht die Vergütungswerte für 2014 aus, sondern die laut Hauptversammlungsbeschluss für 2013 ausgezahlte Vergütung.
 
Hintergrundinformationen
Die hkp/// Analyse „Aufsichtsratsvergütung ATX 2014“ stützt sich auf die quantitativen und qualitativen Angaben in den aktuellen Geschäftsberichten der im österreichischen Premium-Index ATX notierten 20 Unternehmen zu den Aspekten der Aufsichtsratsvergütung.
Autor Michael H. Kramarsch

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