• Vergütung der DAX-Aufsichtsratsvorsitzenden steigt 2014 um fast 7% auf einen Durchschnittswert von 390.000 Euro
  • Festvergütung und Ausschussvergütung gewinnen an Bedeutung
  • hkp/// Analyse „Geschäftsberichtsauswertung Aufsichtsratsvergütung DAX 2014“ 

Frankfurt am Main, 21. April 2015. Die Vergütung der Aufsichtsratsvorsitzenden in den führenden börsennotierten Unternehmen Deutschlands (DAX-Unternehmen) ist im zurückliegenden Geschäftsjahr um 6,6% auf einen Durchschnittswert von 390.000 Euro gestiegen. Der Vergütungsanstieg resultiert vor allem aus höheren Fest- und Ausschussvergütungen. Parallel ist ein Rückgang der kurzfristigen variablen Vergütungsanteile zu verzeichnen, die im Wesentlichen auf Umstellungen der Vergütungssysteme hin zu einer reinen Festvergütung zurückzuführen ist. Damit spiegelt die Aufsichtsratsvergütung im DAX zukünftig immer weniger die wirtschaftlichen Ergebnisse der Unternehmen wider.

Den Spitzenwert bei den Gesamtvergütungen der DAX-Aufsichtsratsvorsitzenden im Geschäftsjahr 2014 nimmt – wie schon 2013 – der Aufsichtsratsvorsitzende von Volkswagen ein: 1,48 Mio. Euro Gesamtvergütung entsprechen der höchsten Vergütung eines Aufsichtsratsvorsitzenden seit 2006, dem Startpunkt der obligatorischen Veröffentlichung individueller Vergütungen des Top-Managements in Deutschland. Mit seiner Vergütung liegt der Aufsichtsratsvorsitzende von VW auf europäischem Niveau unter den Top-Werten. Insgesamt sind – wie bei den Vorstandsvorsitzenden – die Top-Vergütungswerte der Aufsichtsratsvorsitzenden im DAX auch auf internationaler Ebene in der Spitzengruppe zu finden. Die große Mehrheit der Aufsichtsratsvorsitzenden liegt aber deutlich unterhalb des durchschnittlichen Vergütungsniveaus in STOXX-Unternehmen (621.000 Euro, ohne Schweizer Vollamt-Verwaltungsräte).

Als einziges Unternehmen im DAX besetzt Henkel den Aufsichtsratsvorsitz mit einer Frau. Die Tätigkeit von Frau Dr. Bagel-Trah als Vorsitzende des Aufsichtsrats und Gesellschafterausschusses wird mit insgesamt 582.000 Euro vergütet. Sie zählt damit international zu den bestbezahlten Unternehmenskontrolleurinnen.

Dies sind wesentliche Ergebnisse der Analyse „Geschäftsberichtsauswertung Aufsichtsratsvergütung DAX 2014“ der Unternehmensberatung hkp/// group. Die Studie stützt sich auf die Geschäftsberichte der 30 DAX-Unternehmen sowie deren Unterlagen für die aktuellen Hauptversammlungen.

„Mit dem aktuellen Anstieg der Vergütungen von DAX-Aufsichtsratsvorsitzenden setzt sich ein seit Jahren zu beobachtender Aufholprozess gegenüber den Vergütungen der DAX-Vorstandsvorsitzenden fort, der aber gerade in den hinteren Vergütungsrängen noch nicht an seinem Endpunkt angekommen ist“, betont hkp/// Senior Partner Joachim Kayser. „Professionelle Aufsichtstätigkeit setzt eine professionelle Vergütung voraus und diese schließt auch Bezüge ein, die der Aufgabe gerecht werden. Das durchschnittliche Vergütungsniveau eines Aufsichtsratsvorsitzenden im DAX liegt derzeit deutlich unter dem eines Vorstandsvorsitzenden – etwa um den Faktor 14. Dieser Abstand ist vor dem Hintergrund der in den letzten Jahren deutlich gestiegenen Verantwortung und des höheren Aufwands für Aufsichtsräte nicht gerechtfertigt und im Sinne eines Agierens auf Augenhöhe mit dem Vorstand sogar kontraproduktiv.“

Breite Vergütungsspanne bei DAX-Aufsichtsratsvorsitzenden

Im Geschäftsjahr 2014 hat sich die Schere zwischen den höchsten und geringsten Vergütungen von Chef-Kontrolleuren im DAX auf das 10fache geöffnet. 2010 lag sie noch beim Faktor 5, wobei sich die entsprechenden Entwicklungen insbesondere an der Spitze der Vergütungsrangreihe vollzogen haben. Den höchsten Wert bei den Vergütungen der DAX-Aufsichtsratsvorsitzenden weist mit 1,48 Mio. Euro Volkswagen aus. Mit deutlichem Abstand folgen die Aufsichtsratsvorsitzenden von Deutsche Bank (818.548 Euro) und Siemens (615.500 Euro). Am unteren Ende des Kontinuums finden sich die Vergütungen der Aufsichtsratsvorsitzenden von Adidas (160.000 Euro), HeidelbergCement (151.460 Euro) und Infineon (141.500 Euro).

Mit Blick auf die absoluten Höhen zählen die Top-Vergütungen von DAX-Aufsichtsräten auch international zur Spitze. So finden sich die Werte für die Aufsichtsratsvorsitzenden von Volkswagen und der Deutschen Bank unter den international 30 höchsten Vergütungen für Unternehmenskontrolleure. Dagegen liegt die Durchschnittsvergütung eines DAX-Aufsichtsratsvorsitzenden deutlich unterhalb des durchschnittlichen Vergütungsniveaus in STOXX-Unternehmen (621.000 Euro, ohne Schweizer Vollamt-Verwaltungsräte).

Strukturelle Veränderungen in der Aufsichtsratsvergütung

Hintergrund des aktuell zu beobachtenden Vergütungszuwachses bei den DAX-Aufsichtsratsvorsitzenden sind insbesondere höhere Festvergütungen. Deren Anstieg in Höhe von rund 12,6% gegenüber 2013 geht vor allem auf strukturelle Anpassungen wie den Verzicht auf variable Komponenten in den Vergütungssystemen zurück. Mittlerweile verzichten 14 von 30 DAX-Unternehmen auf eine variable Vergütung ihres Aufsichtsrats. Mit HeidelbergCement und SAP haben zwei weitere Unternehmen diesen Schritt für 2015 angekündigt.

Die hkp/// group Studienautoren sehen diese Entwicklung mit Skepsis: „Der Anstieg der festen Vergütungsbestandteile stärkt die Unabhängigkeit und den Kontrollaspekt der Aufsichtsratstätigkeit. Dabei gerät aber die strategische Entscheidungskomponente der Aufsichtsratstätigkeit in den Hintergrund“, erklärt Regine Siepmann, hkp/// Senior Managerin und Studienautorin. Zudem werde bei diesen Unternehmen auch ein Erfolgsbezug in den Vergütungen des Aufsichtsrats nicht mehr sichtbar.

Aktie als geeignetes Vergütungsinstrument für Aufsichtsräte

Als eine Alternative plädieren die Studienautoren für Aktien als Instrument der langfristigen variablen Vergütung. „Aufsichtsräte sollten als Vertreter der Unternehmenseigentümer verpflichtet werden, einen nennenswerten Bestandteil ihrer Vergütung dauerhaft in Aktien des eigenen Unternehmens zu investieren. So lassen sich wirksam die Unternehmensinteressen in der Vergütung von Aufsichtsratsmitgliedern verankern“, erläutert hkp/// Senior Partner Joachim Kayser. Er verweist auf die im Ausland gängige Praxis, Nachhaltigkeit und Langfristigkeit in der Vergütung vor allem über die Vergütung bzw. Eigeninvestments in Aktien, entweder verpflichtend oder auf freiwilliger Basis, umzusetzen. „Der deutsche Gesetzgeber muss die diesbezüglich bestehende rechtliche Unsicherheit beim Einsatz von Aktien als Vergütungsinstrument für Aufsichtsräte zeitnah beseitigen!“, fordert der Vergütungsexperte.

Neben der Festvergütung hat im Geschäftsjahr 2014 auch die Vergütung für die Tätigkeit in Aufsichtsratsausschüssen an Bedeutung gewonnen. Sie stieg signifikant, im Durchschnitt um rund 22%. Aus Sicht der hkp/// Studienautoren reflektiert diese Entwicklung die aufwandsbezogene Belastung der Ausschussarbeit in sinnvoller Weise.

Autor Nina Grochowitzki

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