• Vergütung der MDAX-Vorstandsvorsitzenden im Geschäftsjahr 2013 steigt um 3,1 Prozent, bereinigt um Sondereinflüsse bewegt sie sich auf Vorjahresniveau
  • Weitere Professionalisierung des Vergütungsausweises führt zu höherer Transparenz  ̶  Dennoch: Acht Unternehmen ohne individuellen Ausweis der Vorstandsvergütung
  • Analyse „hkp/// Geschäftsberichtsauswertung Vorstandsvergütung MDAX 2013“ 

Frankfurt am Main, 14. Mai 2014. Die Direktvergütung von Vorstandsvorsitzenden der im deutschen Börsenindex MDAX geführten Unternehmen ist im zurückliegenden Geschäftsjahr im Durchschnitt auf rund 2,31 Mio. Euro gestiegen. Der Zuwachs in Höhe von rund 3,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr stützt sich auf ein moderates durchschnittliches Gewinnwachstum (Net Income) in Höhe von 1,1 Prozent. Ohne Sondereinflüsse wie fallbezogene Erfolgsboni für Börsengänge oder Firmenübernahmen stagniert die Direktvergütung auf dem Niveau des Vorjahres (-0,2 Prozent). Gleichzeitig ist die Bedeutung des klassischen Jahresbonus im langfristigen Trend gesunken. Er beträgt aktuell 41 Prozent. Demgegenüber beläuft sich der Anteil der mehrjährigen variablen Bezüge an der gesamten variablen Vergütung aktuell auf 59 Prozent.

Die neue Vergütungsspitze im MDAX bildet der Vorstandsvorsitzende der 2013 in den Börsen-Index aufgenommenen Osram mit 5,36 Mio. Euro (inklusive einmaligem Transaktionsbonus für den Börsengang). Damit liegt erstmals die Vergütung eines MDAX-Vorstandsvorsitzenden über dem durchschnittlichen Vergleichswert eines DAX-Vorstandsvorsitzenden (4,97 Mio. Euro). In einer gemeinsamen Rangreihe der Vergütungen von Vorstandsvorsitzenden in DAX- und MDAX-Unternehmen finden sich insgesamt fünf MDAX-Vertreter unter den Top-25-Werten.

Zu diesen Ergebnissen kommt die Studie „hkp/// Geschäftsberichtsauswertung Vorstandsvergütung MDAX 2013“ der Unternehmensberatung hkp/// group. Sie stützt sich auf die öffentlichen quantitativen und qualitativen Angaben von 42 der 50 im MDAX notierten Unternehmen zu ihrer Vorstandsvergütung. Acht Unternehmen haben auf Basis des gesetzlich möglichen Eigentümervotums auf den individuellen Ausweis der Vorstandsbezüge verzichtet. Laut Studie ist aber dennoch eine fortschreitende Professionalisierung des Vergütungsausweises und damit ein Gewinn an Transparenz und Vergleichbarkeit in puncto Vorstandsvergütung zu verzeichnen.

„Unsere Analyse belegt, dass sich im Geschäftsjahr 2013 das Niveau sowie die Struktur der Vorstandsvergütung im MDAX weiter stabilisiert haben. Bei moderaten Gewinnanstiegen und bereits breit umgesetzten regulatorischen Neuregelungen infolge der Finanzkrise ist dies eine positive Botschaft“, erklärt hkp/// Partner Dirk Filbert. Der Vergütungsexperte verweist auf eine Index-spezifische Besonderheit: „So sehr die Zusammengehörigkeit zu einem Börsen-Index das Gegenteil suggeriert, aber der MDAX bildet ein sehr heterogenes Unternehmensspektrum ab, das vielfach noch maßgeblich durch charismatische Eigentümerpersonen bzw. -familien geprägt wird – so auch in der Vorstandsvergütung“, erklärt der Experte für Top-Management-Vergütung.

Unternehmensgewinne und Vorstandsvergütungen weitgehend im Gleichklang

Im Geschäftsjahr 2013 ergibt sich mit einem Plus von rund 3,1 Prozent ein Anstieg der Direktvergütungen im Vergleich zum Vorjahr (-1,0 Prozent). 2011 und 2010 lagen die Vergleichswerte noch bei 12,5 bzw. 24,5 Prozent. Der aktuelle Vergütungsanstieg ist etwas stärker ausgeprägt als der des Unternehmenserfolgs. Der durchschnittliche Gewinn vor Steuern (Net Income) der MDAX-Unternehmen liegt aktuell bei 178,28 Mio. Euro und damit 1,1 Prozent über dem Niveau von 2012.

Diese Diskrepanz relativiert sich jedoch, sobald einmalige Zuwendungen, zum Beispiel gewährt nach Börsengängen oder Unternehmensübernahmen, berücksichtigt werden. Werden diese Sonderzahlungen ausgeklammert, zeigt sich ein noch stärkerer Gleichklang von Unternehmenserfolg und Vergütung. So stagniert in diesem Fall die Direktvergütung eines MDAX-Vorstandsvorsitzenden auf dem Niveau von 2012 (-0,2 Prozent). Beispiele für Sonderboni finden sich bei Osram, Evonik, LEG Immobilien und Deutsche Wohnen.

Vergütungsstruktur: Mehrjährige variable Vergütung nachhaltig etabliert

Laut hkp/// Studie hat sich in puncto strukturelle Zusammensetzung der Vorstandsvergütung auch für Unternehmen im MDAX der langfristige Trend hin zur mehrjährigen variablen Vergütung und weg vom klassischen Jahresbonus bestätigt. Zwar ist aktuell der Anteil der mehrjährigen variablen Vergütung an allen variablen Bezügen eines Vorstandsvorsitzenden im MDAX leicht von 62 auf 59 Prozent zurückgegangen. Aber die Studienautoren interpretieren diese Entwicklung nicht als strukturellen Trend, sondern als Resultat einer veränderten Index-Zusammensetzung sowie von einmaligen Sonderzahlungen.

„Die Stärkung der Langfristvergütung im Gesamtspektrum der Vorstandsvergütung sorgt neben der weiteren Verankerung des nachhaltigen Pay-for-Performance-Gedankens für eine Verstetigung der Bezüge und fängt Vergütungsspitzen ab“, ist hkp/// Senior Manager Dr. Björn Hinderlich überzeugt. „Die aktuellen Vergütungstrukturen sind zudem ein Beleg dafür, dass die aktuellen gesetzlichen Vorgaben zur Neugestaltung und Angemessenheit in der Vorstandsvergütung auch im MDAX weitgehend umgesetzt wurden“, so der hkp/// Studienautor.

Faktor 7 als Spanne zwischen höchster und geringster Vergütung im MDAX

Laut hkp/// Analyse bildet 2013 der Vorstandsvorsitzende Osram mit 5,36 Mio. Euro die Vergütungsspitze im MDAX, gefolgt von Sky Deutschland (4,88 Mio. Euro) und Airbus (4,85 Mio. Euro). Am Ende der Vergütungsrangreihe finden sich die Bezüge für die ganzjährig tätigen Vorstandsvorsitzenden von Deutsche Euro Shop (747.000 Euro) und Rhön-Klinikum (1,01 Mio. Euro), die mit ihren Werten deutlich unter dem MDAX-Durchschnittswert von rund 2,31 Mio. Euro liegen.

Auf dem Kontinuum der Index-spezifischen Vorstandsvergütung beträgt die Spanne zwischen höchstem und geringstem Wert rund Faktor 7 und ist damit ähnlich hoch wie im Geschäftsjahr 2012. Zum Vergleich: Im DAX beträgt der Vergleichswert für das Geschäftsjahr 2013 rund Faktor 10.

Erhöhte Vergütungstransparenz und -vergleichbarkeit

Aus Sicht von Investoren wie der breiteren Öffentlichkeit erfreut die abnehmende Zahl an Unternehmen, die sich gesetzlich legitimiert auf Basis einer Dreiviertelmehrheit der Eigentümer vorbehält, den individuellen Vergütungsausweis nicht durchzuführen: 2013 tun dies mit Axel Springer, Fuchs Petrolub, Hugo Boss, Krones, Norma, Rational, RTL Group und Südzucker insgesamt acht MDAX-Unternehmen, 2011 waren es noch 12 Unternehmen. Gagfah hat 2013 erstmalig die Vorstandsvergütung individuell offengelegt.

Mit Blick auf die 42 die Vorstandsvergütung individuell ausweisenden Unternehmen hat sich die Qualität dieses Ausweises weiter verbessert, wenngleich laut Studienautoren noch Optimierungsbedarf besteht. So gibt es neben den MDAX-Unternehmen ohne individuellen Ausweis der Vorstandsvergütung noch Unternehmen, die variable Vergütungskomponenten als Gesamtbetrag ausweisen und nicht unterteilt in kurzfristige und langfristige variable Bezüge. Den Vorgaben des Deutschen Standardisierungsrats DRS 17 zum Ausweis des bAV-Barwerts wird nicht immer gefolgt.

Positiv merkt die Analyse an, dass sich bereits heute sieben MDAX-Unternehmen  beim Ausweis ihrer Vorstandsvergütung  an den neuen DCGK-Mustertabellen orientieren – ein Vorgehen, das erst für Geschäftsjahre beginnend ab 31.12.2013 verpflichtend ist.

Autor Joachim Kayser

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