Durchschnittliche Gesamtvergütung der Vorstandsvorsitzenden im DAX bleibt nahezu unverändert und steigt im Vergleich zum Vorjahr um ein Prozent auf 6 Mio. Euro

Update der hkp/// group Analyse zur Vergütung der Vorstandsvorsitzenden in DAX-Unternehmen

Frankfurt am Main, 28. April 2016. Nach der heute erfolgten Veröffentlichung des Geschäftsberichts von Volkswagen ist die Vergütungsrangreihe der Vorstandsvorsitzenden der führenden börsennotierten Unternehmen in Deutschland (DAX-Unternehmen) komplett. Die um die Volkswagen-Werte ergänzte hkp/// group Analyse „Geschäftsberichtsauswertung Vorstandsvergütung DAX 2015“, die die konkreten Vergütungszuflüsse auswertet, kommt zu folgenden aktuellen Ergebnissen:

Unter Berücksichtigung des am 25.09.2015 aus dem Vorstand ausgeschiedenen Vorstandsvorsitzenden von Volkswagen, Prof. Dr. Martin Winterkorn, ist die durchschnittliche Gesamtvergütung eines DAX-Vorstandsvorsitzenden für 2015 nahezu unverändert geblieben und steigt um 1% auf rund 6 Mio. Euro. Dabei wurden für Herrn Prof. Dr. Winterkorn die im Vergütungsbericht ausgewiesenen Zahlungen bis 25.09.2015 sowie die im Konzernanhang ausgewiesenen Vergütungen bis Ende 2016 anteilig für 2015 berücksichtigt.

Ohne Volkswagen war bislang ein Rückgang des durchschnittlichen Vergütungsniveaus in Höhe von 1% auf 5,86 Mio. Euro zu verzeichnen. Der Nachfolger in der Funktion des Vorstandsvorsitzenden bei Volkswagen, Matthias Müller, geht aufgrund der nicht ganzjährigen Zeit im Amt nicht in den Vergleich ein. Seine Gesamtvergütung für 2015 betrug 4,2 Mio. Euro.

Daimler-Vorsitzender nicht mehr Vergütungsspitze im DAX 

Nachdem der Vorstandsvorsitzende von Volkswagen in den letzten Jahren jeweils die deutsche und europäische Vergütungsspitze markiert hatte, liegt er 2015 mit 9,3 Mio. Euro auf dem 6. Platz. Die Vergütungsspitze der ganzjährig im Amt befindlichen DAX-Vorstandsvorsitzenden stellt weiterhin Daimler mit 14,37 Mio. Euro dar.

Dank der weltweit führenden Transparenz zu Vorstandsvergütungen in Deutschland offenbart sich ein weiteres interessantes Detail: So erzielt der im Februar 2015 von Daimler in den Volkswagen-Vorstand gewechselte Andreas Renschler durch eine Kompensation von Ansprüchen aufgrund des Arbeitgeberwechsels in Höhe von 11,5 Mio. Euro eine Gesamtvergütung von 14,9 Mio. Euro. Er ist damit für das Geschäftsjahr 2015 der am besten verdienende Vorstand in einem DAX-Unternehmen.

„Auch nach Einbeziehung der Volkswagen-Werte sehen wir eine moderate Entwicklung der Vergütungshöhen bei den Top-Unternehmen in Deutschland – von angeblichen Vergütungsexplosionen kann keine Rede sein“, bilanziert hkp/// group Managing Partner Michael H. Kramarsch.

Top-Vergütungen Vorstandsvorsitzende DAX 2015  | Gesamtvergütung in Mio. Euro
 Daimler  | 14,37 
 Fresenius  | 13,89 
 Allianz (inklusive Auszahlung einer mittelfristigen Vergütung für 3 Geschäftsjahre)   | 9,98 

Abb. 1: Die 3 höchsten Gesamtvergütungen eines DAX-Vorstandsvorsitzenden für das Geschäftsjahr 2015 (Zuflusswerte nach DCGK Mustertabelle)

Vergütungssystem von Volkswagen auf dem Prüfstand

Mit Blick auf die im Volkswagen-Geschäftsbericht veröffentlichten außerordentlichen Eingriffe in die Vorstandsvergütung erklärt hkp/// group Managing Partner Michael H. Kramarsch: „Die bislang lediglich rückwärtsgewandte variable Vergütung bei Volkswagen ist international und in Deutschland einzigartig und hat ihre Schwächen offenbart: Krisen werden vergütungsseitig erst verzögert abgebildet und treffen dann nicht die damaligen Entscheider, sondern die nach einer Krise neu bestellten Manager. Der Verzicht der aktiven Vorstände und des Aufsichtsratsvorsitzenden ist als Verantwortungsübernahme positiv zu beurteilen“, so Kramarsch.

Aus Sicht des Experten gehört das Volkswagen-Vergütungssystem insgesamt auf den Prüfstand. „Kein Vergütungssystem kann alle Eventualitäten berücksichtigen. Aber wenn Systemfehler nur noch durch Verzicht korrigiert werden können, geht es nicht mehr nur um die Justierung von Detailaspekten, sondern um das Vergütungssystem als Ganzes“. In der aktuellen Situation sei der Aufsichtsrat mehr denn je gefragt, auch in seiner Rolle als Verantwortlicher für die Vorstandsvergütung. „Der Aufsichtsrat darf sich nicht daran messen lassen, ob er die Vergütung der Vorstände richtig berechnet hat, sondern ob er seiner unternehmerischen Verantwortung nachkommt, eine der Lage der Gesellschaft und der Leistung des Vorstands entsprechende Vergütung festzulegen“, betont Kramarsch.

Hintergrund

Der Vergütungsbericht 2015 von Volkswagen weist für den ehemaligen Vorstandsvorsitzenden sowie die weiteren Mitglieder des Vorstands für 2015 deutlich geringere und in der Auszahlungsform veränderte Vergütungen als in den Vorjahren aus.

  • Niedrigere Vergütungen für alle aktiven Vorstände

Laut Geschäftsbericht beziehen sich die Vergütungskomponenten bei Volkswagen zum Teil auf das letzte Jahr, aber zu wesentlichen Teilen auf die letzten beiden bzw. letzten vier Geschäftsjahre. Damit beeinflusst der Jahresverlust 2015 die variablen Vergütungselemente nur teilweise. Am deutlichsten wird dies bei den sowohl 2014 als auch 2015 ganzjährig tätigen Vorständen: So reduziert sich beispielsweise die zugeflossene variable Vergütung des aktiven Mitglieds des Vorstands Sanz um 59%. 

  • Verzicht auf Vergütung

Ein klarer Verzicht auf Vergütung ist für Hans-Dieter Pötsch ausgewiesen. Im Rahmen seines Ausscheidens als Finanzvorstand und der Übernahme der Rolle des Aufsichtsratsvorsitzenden wurde er für die Restlaufzeit seines Vorstandsvertrages bis zum 31.12.2017 mit 15,3 Mio. Euro abgefunden. Im Zusammenhang mit der Abgas-Affäre verzichtet er auf 2,3 Mio. Euro variabler Vergütung aus seiner Vergütung für 2015, die nach Verzicht 2,9 Mio. Euro beträgt.

  • Tantieme-Aufschub und -Verzicht

Auf Vorschlag der aktiven Vorstandsmitglieder wurde ein Teil der im Vergleich zu 2014 deutlich reduzierten variablen Vergütung nicht ausgezahlt, sondern in virtuelle Aktien mit einer dreijährigen Haltedauer umgewandelt. Der umgewandelte Teil entspricht jeweils ca. einem Drittel der jeweiligen variablen Vergütung. Der Verzicht besteht darin, dass die volle Höhe des aufgeschobenen Tantieme-Anteils nur erreicht werden kann, wenn der Aktienkurs um 25% steigt. Darüber hinaus wurde mit Prof. Dr. Martin Winterkorn vereinbart, die Auszahlung von 30% seiner variablen Vergütung für 2015 erst zum Ende 2016 vorzunehmen.

Ausgewählte Vorstände Volkswagen AG 2015  | Gesamtvergütung 2015 in Mio. Euro  | Anmerkungen 

  •  Prof. Dr. Martin Winterkorn  | 9,3  | Bezüge als Vorstandsvorsitzender bis 25.09.2015 wie im Vergütungsbericht ausgewiesen von 7,3 Mio. Euro Vergütungen für die Zeit vom 26.09.2015 bis zum 31.12.2016 wie im Konzernanhang ausgewiesen zeitanteilig für 2015 in Höhe von knapp 2 Mio. Euro berücksichtigt Hinzu kommen noch die Zahlungen für 2016 in Höhe von 7,3 Mio. Euro 
  •  Matthias Müller  | 4,2  | Mitglied des Vorstands seit 01.03.2015, Vorstandsvorsitzender seit 26.09.2015 
  •  Dr. Herbert Diess  | 7,1  | Mitglied des Vorstands seit 01.07.2015, Wert inklusive der Kompensation von verlorengegangenen Ansprüchen aufgrund des Arbeitgeberwechsels in Höhe von 5,0 Mio. Euro 
  •  Dr. h.c. Francisco Javier Garcia Sanz  | 4,4  |  
  •  Prof. Dr. Jochem Heizmann  | 3,5  |  
  •  Andreas Renschler  | 14,9  | Mitglied des Vorstands seit 01.02.2015, Wert inklusive der Kompensation von verlorengegangenen Ansprüchen aufgrund des Arbeitgeberwechsels in Höhe von 11,5 Mio. Euro 
  •  Prof. Rupert Stadler  | 4,1  |  
  •  Frank Witter  | 0,9  | Mitglied des Vorstands seit 07.10.2015 

Abb. 2: Ausgewählte Mitglieder des Vorstands der Volkswagen AG und ihre Vergütung für das Geschäftsjahr 2015 

Über die Analyse

Die angeführten Zahlen sind der hkp/// group Studie „Geschäftsberichtsauswertung Vorstandsvergütung DAX 2015“ entnommen. Die Studie stützt sich auf die öffentlich verfügbaren Informationen aus den Geschäftsberichten der 30 im Börsenindex DAX notierten Unternehmen. Das Update der hkp/// group Studie ist zu beziehen bei Thomas Müller, E-Mail: thomas.mueller@hkp.com.

Autor Michael H. Kramarsch

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