Zürich/Genf, 27. August 2014. Die repräsentative Umfrage zu Managersalären zeigt: Das Interesse der Schweizer Bevölkerung an diesem Thema ist seit Beginn der Umfragereihe 2010 unverändert hoch. Abgenommen hat die Forderung nach staatlicher Regulierung: Die Mehrheit sieht die Kontrollausübung bei den Aktionären. Für eine Lohnobergrenze sprechen sich 70% der Befragten aus, deren Spannbreite ist jedoch enorm. Den Leistungslohn findet die Mehrheit weiterhin erstrebenswert, obwohl fast die Hälfte die Messbarkeit von Leistungen bezweifelt. Erstmals wurde dieses Jahr nach der Rolle der Verwaltungsräte bei der Umsetzung der Minder-Initiative für gerechte Entschädigungsmodelle gefragt. Das Urteil ist ernüchternd.

 Das auf Vergütungsfragen spezialisierte Beratungsunternehmen hkp Schweiz AG hat das Marktforschungsinstitut Demoscope zum 5. Mal mit einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage in der Schweiz beauftragt. Demnach interessiert sich die Schweizer Bevölkerung weiterhin für Managersaläre: 54% der Befragten bekundeten Interesse am Thema, im Vergleich zu 55% (2013 und 2012), 53% (2011) und 60% (2010). Unverändert zeigt sich auch die unterschiedliche Wahrnehmung der Generationen: Junge Menschen beschäftigen sich wenig mit Managerlöhnen, über 55-Jährige bekunden hingegen grosses Interesse. Vergütungsexperte Michael H. Kramarsch kommentiert: “Die Ergebnisse zeigen, dass es aufgrund der emotionalen Komponente anspruchsvoll bleiben wird, sachliche Gespräche über Managersaläre zu führen. Es geht weniger um Geld, sondern um Anerkennung.“

Aktionäre in der Verantwortung

Wenig verändert hat sich die Verortung des Themas bei den Befragten. Weiterhin betrachten 62% (2013: 64%) sogenannte überrissene Boni als Systemproblem und nicht als Einzelerscheinungen. Bezüglich einer möglichen Lösung haben die Diskussionen über Managersaläre in den Medien und der Politik hingegen offenbar zu veränderten Einschätzungen geführt. Der Wunsch nach staatlichen Vorgaben für Managervergütungen hat laufend abgenommen, inzwischen sprechen sich noch 42% dafür aus, 2010 war es noch ein Fünftel mehr (64%). Anders die Lohnobergrenze: Eine klare Mehrheit 70% wünscht sich eine solche. Michael H. Kramarsch: “Wie in den Vorjahren herrscht Uneinigkeit, wo diese Grenze liegen sollte. Die Spanne reicht von CHF 10‘000 bis CHF 20 Mio.“

Umsetzung der Minderinitiative kritisch beurteilt

Mit Blick auf die inzwischen erfolgte Einführung der Vergütungsverordnung (VegüV) wurde abgefragt, ob damit Lohnsysteme gerechter und die Verwaltungsräte ihrer diesbezüglichen Verantwortung nachkommen würden. Nur noch 42% aller Befragten glauben, dass die Lohnsysteme nach der Annahme der Minder-Initiative gerechter werden (2013: 50%). Gleichzeitig antworteten 60% der Befragten, dass Verwaltungsräte ihre Verantwortung in Gehaltsfragen zu wenig wahrnehmen würden; diese Frage wurde erstmals gestellt. Diese Skeptiker unterstellen den Verwaltungsräten zu grosses Eigeninteresse, fehlende Unabhängigkeit oder Motivation oder gar mangelnde Kompetenz. Michael H. Kramarsch: „Die Verwaltungsräte nehmen die Umsetzung der neuen Vergütungsverordnung sehr ernst. Eine Mehrheit der Bevölkerung bezweifelt das. Offenbar besteht sowohl ein Handlungs- als auch ein Informationsdefizit: Verwaltungsräte müssen unabhängig sein und ihre Massnahmen für leistungsgerechte Entschädigungen nach aussen noch klarer belegen.“

Ungebrochener Glaube an den Leistungslohn

Die Zustimmung zum Leistungslohn ist ungebrochen, und dies über alle Alters-, Geschlechts-, Ausbildungs- und Regionsgrenzen hinweg: 78% sind der Meinung, dass leistungsabhängige Löhne zu besonderem Einsatz anspornen (2013:79%). Ausserdem glauben 57%, dass Unternehmen mit leistungsabhängigen Löhnen die besseren Arbeitnehmer anziehen und binden können: ein klarer Wettbewerbsvorteil bei der Rekrutierung.

Über die Studie

Die Bevölkerungsumfrage wurde Ende Juli 2014 im Rahmen einer Omnibus-umfrage durchgeführt. Das Umfrageinstitut Demoscope befragte in rund 1'000 Telefoninterviews eine repräsentative Bevölkerungsgruppe in der Schweiz.

Autor Michael H. Kramarsch

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