• Im zweiten Jahr in Folge leicht rückläufige Vergütungsniveaus bei den Spitzen-Managern in den europäischen Top-Unternehmen
  • Vorstandsvorsitzender von VW als Spitzenverdiener unter den CEOs, Vergütungsspitze bei den Chairmen wird von 4 Schweizer Unternehmen dominiert
  • Nach Durststrecke steigt das Vergütungsniveau im Finanzsektor erstmals wieder und erreicht europäisches Durchschnittsniveau
  • hkp/// Analyse "Executive and Non-Executive Director Compensation in Europe 2013/2014"

Frankfurt, 20. Juni 2014. Nach 2012 sind im Geschäftsjahr 2013 die Bezüge der Top-Manager in den führenden börsennotierten Unternehmen Europas (STOXX-Unternehmen) erneut leicht zurückgegangen. So sank die Direktvergütung der CEOs/ Vorstandsvorsitzenden gegenüber dem Vorjahr um rund 2,5 % auf durchschnittlich 5,5 Mio. Euro, die der Chairmen/Verwaltungs- bzw. Aufsichtsratsvorsitzenden um 10,8 % auf durchschnittlich 0,94 Mio. Euro.

Demgegenüber hat sich nach deutlichen Einbrüchen in den Vorjahren das Vergütungsniveau in der europäischen Finanzbranche erholt. Die Direktvergütung von CEOs in Banken und bei Finanzdienstleistern ist im Vergleich zum Vorjahr um ca. 14% gestiegen. Sie erreicht damit das aktuelle Durchschnittsniveau in Europa. Zu den Branchen mit den drei höchsten Vergütungen für das Top-Management zählen wie im Vorjahr die Pharma- und die Konsumgüterindustrie. Branchenübergreifend stammen die Bezieher der höchsten Vergütungen bei den CEOs aus Deutschland (VW, 13,16 Mio. Euro), aus der Schweiz (Novartis, 10,53 Mio. Euro) sowie aus Belgien (Anheuser-Busch, 9,81 Mio. Euro). Bei der Chairman-Funktion bilden die Verwaltungsräte der Schweizer Unternehmen Roche, Novartis, Nestlé und UBS mit deutlichem Abstand das Spitzenquartett im europäischen Vergleich und stellen ein eigenes „Vergütungsuniversum“ dar. Hier liegt der Spitzenwert bei 7,31 Mio. Euro (Roche).

Zu diesen Erkenntnissen kommt die Analyse "Executive and Non-Executive Director Compensation in Europe 2013/2014" der Unternehmensberatung hkp/// group. Die Auswertung stützt sich auf die in den aktuellen Geschäftsberichten publizierten Angaben der in den Börsenindices STOXX Europe 50® und EURO STOXX 50® geführten Unternehmen zur Vergütung ihres Top-Managements.

„Regulierung, Transparenzvorschriften sowie erweiterte Möglichkeiten zur Mitbestimmung von Aktionären haben dazu geführt, dass der öffentliche Druck in Vergütungsfragen gestiegen ist und Aufsichts- und Verwaltungsräte deutlich akribischer auf Vergütungsthemen schauen. Dies spiegelt sich in den aktuellen Vergütungsniveaus in den europäischen Top-Unternehmen wider“, erklärt hkp/// Managing Partner, Michael H. Kramarsch. Mit Blick auf den Aufwärtstrend in der Finanzbranche zeigt sich für den Vergütungsexperten, dass die Regulatorik das „Wie“ der Vergütung im Griff hat, bei dem „Wie viel“ aber noch nicht wirkt. „Grundsätzlich lässt sich für alle Branchen feststellen, dass der Trend zur Langfristvergütung und damit zu nachhaltigen Vergütungsmodellen anhält“, so Kramarsch.

CEO Vergütung: VW als Spitzenwert, Banken wieder auf Durchschnittsniveau

Laut aktueller hkp/// Analyse beläuft sich die durchschnittliche CEO-Direktvergütung (Vergütung ohne Altersversorgung und Nebenleistungen) in den europäischen Top-Unternehmen auf gut 5,5 Mio Euro. Der Wert für den Vorstandsvorsitzenden von Volkswagen (13,16 Mio. Euro) nimmt mit deutlichem Abstand die Spitzenposition in Europa ein, gefolgt von Novartis (10,52 Mio. Euro) und Anheuser-Busch Inbev (9,81 Mio. Euro). Die geringsten Vergütungswerte im Vergleich verzeichnen die CEOs von Orange und Glencore mit 1,18 bzw. 1,09 Mio. Euro. Durchschnittlich werden in der Schweiz, in Spanien und Deutschland die höchsten Vergütungen gezahlt.

 Die Höhe der CEO-Vergütung wird maßgeblich durch die Unternehmensgröße und Branche sowie den Standort des Konzernsitzes beeinflusst. Zudem spielt die internationale Wettbewerbsintensität eine wichtige Rolle. So erklären sich unter anderem die im europäischen Branchenvergleich signifikant höheren Vergütungen im Pharma-Sektor und der Konsumgüter-Industrie. Nach zwei Jahren mit deutlich gesunkenen Vergütungsniveaus ist die Vergütung von Finanzdienstleistern in 2013 erstmals wieder gestiegen. Der Zuwachs beträgt ca. 14 %. CEOs dieser Branche liegen in ihrer durchschnittlichen Vergütung damit branchenübergreifend auf dem aktuellen europäischen Durchschnittsniveau.

Die mehrjährige variable Vergütung beträgt bei den CEOs in der Schweiz und Großbritannien knapp zwei Drittel der Direktvergütung (65 % bzw. 62 %). Bei den STOXX-Unternehmen aus Deutschland liegt der Vergleichswert bei 55 % und damit leicht oberhalb des Durchschnitts über alle Länder und Unternehmen. Spanien ist das einzige Land in dem mehr Grundvergütung und kurzfristige variable Vergütung gezahlt werden als mehrjährige variable Vergütung.

In den Niederlanden hingegen ist die einjährige variable Vergütung, also der klassische Jahresbonus, nahezu vollständig aus den Vergütungspaketen der CEOs verschwunden.

hkp/// Manager und Studienautor Sebastian Hees kommentiert: „Es sind die mehrjährigen variablen Vergütungen, die darüber entscheiden, wer an der Spitze des europäischen Vergütungsrankings steht – ein Zeichen des Wandels hin zu einer nachhaltigen Sicht auf Vergütung.“ Der hkp/// Vergütungsexperte verweist darauf, dass die gewährten mehrjährigen variablen Vergütungen noch nicht ausgezahlt sind, sondern in Abhängigkeit von der wirtschaftlichen Entwicklung in der Regel für die nächsten drei Jahre im Risiko stehen: „Sinkt die Unternehmensperformance, sinken auch diese Bezüge. Im Extremfall können sie komplett ausfallen“, so Hees.

Chairman Vergütung: Schweiz entkoppelt von europäischem Trend 

Bei den Chairmen der STOXX-Unternehmen wird die Vergütungsspitze von vier Unternehmen mit Hauptsitz in der Schweiz gebildet: Roche, Nestlé, UBS und Credit Suisse. Deren Präsidenten des Verwaltungsrats erhalten mit 7,31 Mio. Euro, 6,50 Mio. Euro, 4,65 Mio. Euro bzw. 3,86 Mio. Euro eine um ein Vielfaches höhere Vergütung als in den in der Rangreihe unmittelbar folgenden Unternehmen. So folgt auf Platz fünf der Chairman von Unicredit mit einer Vergütung von rund 1,56 Mio. Euro.

Dieser Abstand ist dem in der Schweiz bei einigen Unternehmen verbreiteten Vollamt des Verwaltungsratspräsidenten geschuldet. Im restlichen Europa wird Unternehmenskontrolle in der Regel als Teilzeittätigkeit und mit einer geringeren Machtfülle ausgeübt. Entsprechend niedrig ist das Vergütungsniveau am Ende der Rangreihe, dessen Schlusspunkt der Chairman von Carrefour mit 55.000 Euro bildet.

Die durchschnittliche Vergütung eines Chairman/ Verwaltungsratspräsidenten bzw. Aufsichtsratsvorsitzenden im STOXX betrug im Jahr 2013 rund 0,94 Mio. Euro. Dies entspricht im Jahresvergleich einem Rückgang von 10,8 %. Die durchschnittliche Vergütung eines Chairman/Verwaltungsratspräsidenten in Europa ist nach starkem Anstieg im Vorjahr damit wieder auf dem Niveau von 2011.

Die sehr hohen Vergütungen für den Chairman in der Schweiz sind für hkp/// Managing Partner Michael H. Kramarsch ein Indiz dafür, dass sich das Land von der europäischen Entwicklung entkoppelt: „Die Schweiz erlaubt eine sehr unternehmensindividuelle Definition der Rolle des Verwaltungsratspräsidenten – von einem faktischen Co-CEO bis zu einem Aufsichtsratsvorsitzenden. Grundsätzlich hilft es der Machtbalance, wenn einem CEO ein gleichgewichtiger Chairman gegenüber sitzt. Oft scheint dieses Modell aber lediglich der nächste Karriereschritt nach dem Ausscheiden als CEO zu sein. Hierzu sind viele Corporate Governance Kodices sehr vorsichtig und definieren oft Cooling-off perioden.“

 Hintergrundinformationen zur Analyse

Die hkp/// Analyse „Executive and Non-Executive Director Compensation in Europe 2013/2014“ untersucht die Vergütungen der Top-Führungskräfte in Unternehmen aus 11 Ländern, die in den bedeutendsten europäischen Aktienindizes – STOXX Europe 50® und EURO STOXX 50® – geführt werden (insgesamt 76). Die Analyse stützt sich auf Daten aus den Geschäftsberichten über das zum 31.12.2013 oder zuletzt davor geendete Geschäftsjahr.

Autor Michael H. Kramarsch

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