• Top-Unternehmen in Deutschland sorgen auf den Hauptversammlungen für mehr Transparenz und Mitsprache der Aktionäre in Vergütungsfragen
  • hkp/// Analyse „Say on Pay 2010 und 2011 in DAX- und MDAX-Unternehmen“

Frankfurt, 15. April 2011. Für die deutliche Mehrheit der in DAX und MDAX notierten Unternehmen ist die Befragung ihrer Aktionäre zu den Vergütungssystemen von Vorstand und Aufsichtsrat auf den Hauptversammlungen ein zentraler Tagesordnungspunkt. Dies ergab eine aktuelle Analyse der Unternehmensberatung Hostettler, Kramarsch & Partner (hkp///) unter dem Namen „Say on Pay 2010 und 2011 in DAX- und MDAX-Unternehmen“, an der 48 Unternehmen aus beiden Börsen-Indices teilgenommen haben.

Knapp 70% der Studienteilnehmer hatten 2010 eine solche Eigentümerbefragung, auch in Deutschland unter dem angelsächsischen Terminus „Say on Pay“ bekannt, durchgeführt. Bei den Befragungen wurden in allen Fällen die Systeme der Vorstandsvergütung zur Abstimmung gebracht. Jeweils rund ein Zehntel der Unternehmen hatte zusätzlich die Höhe der Vorstandsvergütung sowie das Vergütungssystem für den Aufsichtsrat den Aktionären zur Diskussion gestellt. Die Zustimmungsquoten bei den Befragungen lagen fast durchgehend bei 90% und höher. Sofern Änderungen gewünscht wurden, galten diese insbesondere der Bereitstellung ergänzender Informationen und veränderten Darstellungen in Geschäftsberichten. An den Vergütungssystemen selbst haben nur 18% der Studienteilnehmer Modifizierungen vorgenommen.

Grundsätzlich wollen drei Viertel der Studienteilnehmer Say-on-Pay-Befragungen anlassbezogen auf die Tagesordnung der Hauptversammlung nehmen; 16% planen eine jährliche Abstimmung. Entsprechend sehen 2011 mit 40% deutlich weniger Unternehmen eine Say-on-Pay-Befragung vor als noch im Vorjahr. Die deutliche Mehrheit der Studienteilnehmer erklärte, dass keine speziellen Anforderungen der Aktionäre mit Blick auf die Vergütungssysteme im Vorfeld der anstehenden Hauptversammlungen kommuniziert wurden. Sofern dies doch der Fall ist, geht es vor allem um die vorrangige Ausrichtung der Bezüge am langfristigen Unternehmenserfolg.

„Das Aktiengesetz eröffnet Unternehmen seit 2010 die Möglichkeit, ihren Eigentümern Mitsprache bei den Vergütungssystemen ihrer Organe einzuräumen. Im Sinne einer guten Corporate Governance nutzt die Mehrheit der Unternehmen in DAX und MDAX diesen Weg zur breiteren Meinungsbildung in einem sensiblen Themenbereich und führt Say-on-Pay-Befragungen durch“, erklärt Joachim Kayser, Senior Partner bei hkp///. Er verweist darauf, dass dabei insbesondere die korrekte systemische Ausgestaltung der Organvergütung im Fokus der Eigentümer steht, weniger die Diskussion absoluter Vergütungshöhen. „Transparenz und eine möglichst verständliche Ausgestaltung der Vergütungssysteme, die den Prinzipien der Angemessenheit, Risiko-Orientierung und Nachhaltigkeit gerecht wird, sind Garanten für die Zustimmung durch die Aktionäre“, so der Vergütungsexperte.

Rückblick auf die Abstimmungen 2010

33 Unternehmen (70%) hatten 2010 eine Say-on-Pay-Befragung auf der Hauptversammlung durchgeführt, wobei in jedem Fall die Systeme der Vorstandsvergütung zur Abstimmung gestellt wurden. Jeweils rund ein Zehntel dieser Unternehmen hatte zusätzlich die Höhe der Vorstandsvergütung sowie das Vergütungssystem für den Aufsichtsrat den Aktionären zur Abstimmung präsentiert. Rund 16% der Unternehmen ermöglichten eine Abstimmung über die grundsätzlichen Kriterien der Vergütung. Bei den Befragungen erhielten neun von zehn Unternehmen von ihren Eigentümern eine Zustimmungsquote von 90% und mehr, wobei die Intensität der Diskussion in den Abstimmungen sehr unterschiedlich ausgeprägt war. Immerhin bei einem Drittel der Unternehmen erwies sich die Diskussion als intensiv und sehr intensiv.

Sofern Modifizierungen gewünscht und notwendig wurden, betrafen diese vor allem geänderte Darstellungen in den Geschäftsberichten (27%) und die Bereitstellung weiterer Informationen zu Beginn der Hauptversammlung (18%). Immerhin 36% der Studienteilnehmer sahen auch nach den Abstimmungen keine Veränderungen an den Vergütungssystemen vor.

Say on Pay 2011

14 Unternehmen (40%) aus dem Kreis der Studienteilnehmer sehen für 2011 eine Say-on-Pay-Befragung vor. Wie im Vorjahr stehen dabei bei allen Unternehmen die Systeme der Vorstandsvergütung auf der Tagesordnung. Rund 36% holen sich ergänzend für spezifische Kriterien in der Vorstandsvergütung Rückendeckung durch ihre Aktionäre, jeweils knapp ein Zehntel (9%) tut dies bei den Höhen einzelner Vergütungsbestandteile, bei Nebenleistungen und der betrieblichen Altersversorgung. Etwa ein Zehntel der Unternehmen sieht die Aufsichtsratsvergütung als Tagesordnungspunkt auf der Hauptversammlung.

70% der Studienteilnehmer erklärten, dass keine speziellen Anforderungen der Aktionäre mit Blick auf die Vergütungssysteme im Vorfeld der anstehenden Hauptversammlungen kommuniziert wurden. Knapp 56% der Unternehmen teilten mit, selbst keine Veränderungen an ihren Systemen für die Organvergütung vornehmen zu wollen. Wenn Änderungen als notwendig erachtet werden, betrifft dies vor allem die vorrangige Ausrichtung der Vergütung am langfristigen Unternehmenserfolg (33%), die Veränderung des Vergütungs-Mix und eine stärkere Parallelität von Unternehmensergebnis und Gesamtvergütung (je 22%) sowie die stärkere Berücksichtigung von Risiken (11%).

Internationaler Trend spiegelt sich wider

„Mit der in der aktuellen Analyse deutlich werdenden intensiveren Nutzung von Say-on-Pay-Befragungen auf den Hauptversammlungen folgen die großen Kapitalgesellschaften in Deutschland einem internationalen Trend. Insbesondere in den USA und in Großbritannien setzen sich die Eigentümer bereits seit längerem intensiv mit den Vergütungssystemen ihrer Unternehmen auseinander“, erklärt Regine Siepmann, Senior Consultant bei hkp///. „Dies wird nicht zuletzt durch eine Reihe von Ablehnungen von bzw. Korrekturen an Vergütungsmaßnahmen durch die Aktionäre im angelsächsischen Raum deutlich“, so Siepmann. Gründe für Aktionärsentscheidungen gegen die Vorlagen auf der Hauptversammlung waren hier u.a. Abfindungspakete und unklare bzw. fragwürdige Performance-Kriterien.

Für die Studienautoren ist Say on Pay auch in Deutschland kein zahnloser Tiger, im Gegenteil: „Wir sehen darin ein wirksames Instrument zur verantwortlichen Einbindung der Unternehmenseigentümer in den Prozess der Ausgestaltung von Vergütungssystemen“, bilanziert hkp/// Senior Partner Joachim Kayser.

Hintergrund zur aktuellen Analyse 

Die Online-Befragung zur hkp/// Studie „Say on Pay 2010 und 2011 in DAX- und MDAX-Unternehmen“ wurde Ende März 2011 im Kreis der DAX- und MDAX-Unternehmen durchgeführt. Von den insgesamt 48 an der Studie teilnehmenden Unternehmen (60%) entstammen rund 27% dem DAX und 31% dem MDAX, knapp 40% gaben keine Auskunft zur Index-Zugehörigkeit.

Autor Joachim Kayser

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